Inklinanten - Pfarrzentrum Mayrhofen und Brandberg

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Ausweisung der "Inklinanten":

Im Jahre 1837 hatte die lutherische Bewegung im Zillertal mit der Ausweisung der "Inklinanten" ihren Höhepunkt und tragischen Abschluß erreicht. Das hintere Zillertal mit Hippach, Zell, Mayrhofen, Brandberg und Finkenberg war das Zentrum der "Sektiererei" gewesen. Ekkart Sauser schrieb in seiner Untersuchung "Die Zillertaler Inklinanten und ihre Ausweisung im Jahre 1837" (Schlern-Schriften 198): "Für die Verbreitung des Zillertaler Inklinantenwesens, das als Bewegung öffentlich zum erstenmal im Jahre 1826 auftrat, bildeten der geheime Protestantismus in Tirol und im benachbarten Salzburg, verbunden mit der charakterlichen Eigenart des Zillertales überhaupt, die beste Voraussetzung. Dazu kamen noch der Einfluß ketzerischer Bücher, die einsame Lage der Wohnstätten, der geringe Bildungsgrad von jung und alt, der eifrige Handel mit dem protestantischen Deutschland, die Teilung der Seelsorgsgebiete unter zwei Diözesen sowie das schlechte Beispiel des Dekans Johann B. Gottsamer aus Zell".
Bereits 1830 wurden in Zell 20, in Hippach 10-12 und in Mayrhofen 6 sich öffentlich bekennende Inklinanten registriert.
1832 waren es in Mayrhofen bereits 19, in Brandberg 66, in Finkenberg 17, in Hippach 26, welche Beichte und Kommunion verweigerten, und 1836 war die Zahl in den Gemeinden Zell, Hippach, Mayrhofen, Finkenberg und Brandberg auf 225 gestiegen. Die Dunkelziffer der heimlichen Anhänger ist natürlich viel höher anzusetzen. Schon 1833 wanderten mehrere wegen Schmähung der Religion ins Gefängnis. Je härter die staatliche Gewalt gegen die Bewegung vorging, desto fanatischer wurde das protestantische Ideengut verteidigt. Die Bewegung gipfelte in der Forderung nach einer eigenen protestantischen Pfarrei, was mit kaiserlichem Erlaß vom April 1834 strikt abgelehnt wurde. Das Allerhöchste Handschreiben Kaiser Ferdinands I. vom 12.Jänner 1837 brachte dann das Ultimatum: Entweder Rückkehr zur katholischen Kirche - oder Auswanderung. Die Publikation des kaiserlichen Dekrets erfolgte in Mayrhofen am 14.März 1837 im Pfarrhaus.
Obwohl den Inklinanten seitens der Regierung die Übersiedlung in andere, und zwar nichtkatholische Provinzen anheimgestellt wurde, erleichterte ihnen hauptsächlich die schriftliche Zusage des Königs von Preußen, daß sie innerhalb des preußischen Staates eine neue Heimat fänden, den Entschluß, das Land zu verlassen.
Am 15. April 1837 legte dann das Landgericht Zell ein genaues Verzeichnis der Auswandernden, Übersiedelnden und Rückkehrenden an. Im Vikariat Mayrhofen zählte man 55 Auswanderer, 1 Übersiedler und 36 mitauswandernde Kinder. Die Ausreise aus Mayrhofen erfolgte am 1. September.
Zunächst durften sich die Auswanderer im oberslesischen Schmiedeberg niederlassen, ihre endgültige Heimat wurde dann Erdmannsdorf im Riesengebirge. Im Dezember 1840 wurde die Kirche von Erdmannsdorf und Zillerthal, wie die Gemeinde nun hieß, eingeweiht. Viele waren auch von ihrer neuen Heimat enttäuscht und gingen nach Rußland, Polen, Australien oder Amerika. Als Dr. Raitmayr aus Zell am Ziller 1914 Erdmannsdorf besuchte, waren noch drei Zillertaler aus der Zeit der Auswanderung am Leben.


KONTAKT
Pfarramt Mayrhofen und Brandberg
Pfarrer Mag. Jürgen Gradwohl
6290 Mayrhofen
E-Mail: pfarre.mayrhofen@pfarre.kirchen.net
Telefon: +43 5285 62269
Fax: +43 5285 62269 20


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